Sie gehören zu Schleswig-Holstein wie die Berge zu den Alpen: Die sogenannten Knicks sind seit Jahrhunderten ein wesentlicher Landschaftsbestandteil des nördlichsten Bundeslandes. Zudem sind sie von großer ökologischer Bedeutung. Doch im Gegensatz zu den Bergen der Alpen wurden diese rund einen Meter hohen Erhebungen nicht von der Natur geschaffen. Es war Mitte des 18 Jahrhunderts als die Bauern begannen, mit diesen künstlich aufgeworfenen Wällen ihre Wiesen und Felder abzugrenzen. Die anschließend mit Bäumen und Büschen bepflanzten Knicks schützten gleichzeitig vor Sturm und Erosion. Größere Waldgebiete gab es damals im einstmals dicht bewaldeten Schleswig-Holstein kaum noch.
Allerdings hatte die Entstehung von Knicks überwiegend auf der Geest auch noch andere, triftigere Gründe. Die Agrarreform des damals hier herrschenden dänischen Königs spielte eine große Rolle sowie in deren Folge die Einzäunung von Agrarflächen. Mangels Holz für Zäune wurden Erdwälle aufgeworfen. Und um den Mangel an Brennholz zu beseitigen, wurden die zum Schutz vor Wind gepflanzten Büsche und Bäume nach einigen Jahren „geknickt“. So entstand der Begriff „Knick“. Noch heute werden Knicks alle 8 bis 15 Jahre auf den Stock gesetzt, also rund 25 cm über dem Erdwall abgeschnitten. Das sorgt dann in den kommenden Jahren für einen kräftigen Austrieb. Alle 20 bis 80 Meter müssen aber sogenannte Überhälter, das sind meist Bäume wie Eichen und Buchen, stehen bleiben.
Ökologischer Nutzen von Knicks in SH
Knicks sind auch wichtig für einen im 18. Jahrhundert gar nicht bedachten wichtigen Nebenaspekt: Sie bieten Pflanzen, Insekten, kleinen Tieren und Vögeln einen hervorragenden Lebensraum. Die sorgen für eine Stabilisierung des Öko-Systems insgesamt, inclusive die positive Rolle für das regionale Klima. Ein Knick ähnelt in seiner Struktur einem Waldrand. Und das auf beiden Seiten. So können hier Tiere und Pflanzen sowohl der Waldränder als auch der offenen Landschaften leben. Der Naturschutzbund NABU zählt auf allen Ebenen eines Knicks rund 7000 Tierarten. Ökologisch besonders wertvoll sind Doppelknicks, sogenannte Redder, die einen Weg einrahmen. Hier nisten unter anderem Dorngrasmücke, Heckenbraunelle oder Goldammer. Laufkäfer, Mauswiesel, Erdkröten, Igel, Hermelin, Fuchs und Rehe fühlen sich hier wohl. Und wenn der Knick auf den Stock gesetzt wird, dann bieten die Überhälter Rückzugsmöglichkeiten.
Knickschutz in SH
Doch sah es einige Jahrzehnte für den Erhalt der Knicks gar nicht gut aus. Die moderne Landwirtschaft benötigte größere Flächen für die immer größer werdenden Maschinen. Viele Knicks wurden eingeebnet. Ende der 70er Jahre dann das Umdenken. Knicks wurde der Status eines Kulturdenkmals zuerkannt. 1996 folgte eine gesetzliche Knickverordnung, die den Schutz der Knicks deutlich strenger fasst. Und so existieren von den einst rund 80 000 km Knicks um 1945 mittlerweile immerhin noch etwa 64 000 km. Das reicht locker eineinhalbmal um die Erde.
Knicks in Baugebieten: Sichtschutz und Zuhause für Vögel und Eichhörnchen
Erfreulich auch, dass einige Gemeinden Knicks als Ausgleichsflächen für Neubaugebiet entdeckt haben. So beispielsweise in Tarp, Kreis Schleswig-Flensburg. Hier stellen in einigen Neubaugebieten Knicks die Grenze zwischen den Grundstücken dar. Die Bewohner leben so wirklich im Grünen.