Der friesische Jöölboom oder Kenkenbuum ist eine traditionsreiche Alternative zum Weihnachtsbaum. Auf Föhr und Amrum heisst er Kenkenbuum, die Sylter Friesen nennen ihn Jöölboom. Er ist sozusagen die nachhaltigere nordfriesische Variante zum Weihnachtsbaum.
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Der Friesenbaum
Woher kommt der Jöölboom?
Dieser “Baum” ist aus der Not entstanden, im Winter kaum Grünes auf den Nordfriesischen Inseln und den Halligen finden zu können. So ist diese Weihnachtstradition im nordwestlichen Schleswig Holstein in der heutigen Form wohl Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Der ursprüngliche Jöölboom/ Kenkenbuum ist wohl aber noch wesentlich älter.
Wie sieht der friesische Weihnachtsbaum aus?
Ursprünglich wurde ein Gestell aus einem senkrechten Holz mit waagerechten Hölzern verbunden. So entstand eine stilisierte Baumform. An diese hängten die Nordfries*innen als Kenkentjüch bekannte Figuren aus Salzteig. Diese hatten eine Mischung aus heidnischer und christlicher symbolischer Bedeutung:
- Hahn (Wachsamkeit)
- Pferd (Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft)
- Hund (Treue)
- Schwein
- Kuh
- Fisch (sichern die eigene Existenz, der Fisch ist gleichzeitig auch Symbol des Christentums)
- Segelschiff und
- Mühle stehen für die eigene Lebensgrundlage der Friesen: Ackerbau und Seefahrt
- und am Fuße des Baums Adam und Eva mit dem Apfelbaum mit Schlange
Laut Forschung sind diese Figuren eventuell auch ein Ersatz für vorchristliche Opfergaben.
Neben diesen Figuren wurden häufig auch Naturprodukte wie Äpfel und aufgefädelte Rosinen oder Backpflaumen an dem Holzgestell angebracht.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gestell rundherum mit einem Bogen, ursprünglich aus Weidenästen, später aus einer Girlande aus Efeu, Buchsbaum oder Immergrün versehen. Diese Begrünung sollte die Hoffnung symbolisieren, dass nach dem langen, kalten Winter wieder im Frühling das Leben erwacht.
Als sich dann circa ab 1860 der Adventskranz mit vier Kerzen für die vier Adventssonntage durchsetzte, wurde der Jöölboom/Kenkenbuum oben mit vier Kerzenhalter versehen.
Weihnachtstradition mit Zukunft
Noch heute ist diese Tradition auf den Halligen, den Inseln und dem nordfriesischen Festland verbreitet. Ab der Adventszeit kann man dort in vielen festlich beleuchteten Fenstern den Jöölboom/Kenkenbuum stehen sehen.
Übrigens leitet sich "Känken" oder "Kinken" etymologisch von Kind bzw. Christkind ab. "Jööl" bezeichnet im friesischen (wie auch im skandinavischen) Weihnachten.
Und da der Holzbogen und gut verpackt auch die Salzteigfiguren jedes Jahr wieder genutzt werden können, ist nur das Grün zu erneuern.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Weihnachtsbäume per Schiff als Luxusware auf die Inseln und Halligen, denn der Transport war kostspielig und gelang bei einer zugefrorenen Nordsee gar nicht.
Und wenn du jetzt Lust bekommen hast, dir einen eigenen friesischen Weihnachtsbaum zu basteln, findest du z.B. hier eine gute Anleitung, wie es geht: https://deichdeern.com/2020/12/01/kinkenbuum/
Übrigens: Auch das Biikefeuer ist eine friesische Tradition und das Boßeln ist ihr Nationalsport.