Streuobstwiesen haben eine ziemlich herausragende Ökobilanz. Wusstet Ihr das?
Streuobstwiesen als wichtiger Lebensraum
Streuobstwiesen stellen einen wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Über 5000 verschiedene Tierarten finden dort ein Zuhause. Damit gehören sie zu den natürlichen Lebensräumen mit der höchsten biologischen Vielfalt in Mittel- und Nordeuropa. Insbesondere Insekten und damit auch den stark bedrohten Wildbienen, Hummeln und Wespen bieten sie einen geeigneten Ort zum Leben.
Woher kommt diese hohe Biodiversität und Ökobilanz?
Diese hohe Biodiversität erklärt sich aus der Kombination aus Grünflächen und Gehölzen. So fühlen sich hier sowohl waldliebende Tierarten, als auch Offenlandbewohner mit unterschiedlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsansprüchen wohl. Sie leben in den Flechten und Moosen an den Baumstämmen, in den Baumkronen der Obstbäume, im Unterwuchs unter den Bäumen oder im Boden. Höhlen in älteren Obstbäumen sind Nistplätze für bedrohte Vögel wie den Steinkauz, aber auch Garten- und Siebenschläfer und einige Fledermausarten fühlen sich dort wohl.
Kennzeichen einer ökologisch hochwertigen Streuobstwiese sind locker stehende Obstbäume auf einer blütenreichen Wiese und das Alles ohne Chemie. Diese Bienenweide ernährt neben Bienen, Hummeln und Wespen auch vielfältige Insekten, unter Anderem auch Schmetterling, die Rinde der Bäume bietet Käfern und Spinnen ein Zuhause. Das herunterfallende Obst ernährt Igel und Siebenschläfer. Viele dieser Tiere sind in ihrem Bestand in Schleswig-Holstein bedroht. Es gilt: Je älter eine Streuobstwiese ist, um so höher ist ihr Wert für die Natur. Neu angelegte Streuobstwiesen brauchen mehrere Jahrzehnte, um diesen hohen ökologischen Wert zu entwickeln.
Streuobstwiesen als Natur- und Kulturgut: Rettung der Streuobstwiesen
Bis vor wenigen Jahrzehnten gehörten Streuobstwiesen zu unserem Kulturgut und waren an allen Dorfrändern zu finden. Hier konnten sich die Dorfbewohner mit Frischobst versorgen. Die Wiese wurde beweidet oder ein- bis zweimal im Jahr gemäht.Die Dorfgemeinschaft pflegte gemeinsam die Wiese. Kennzeichnend war eine extensive Bewirtschaftung und Nutzung.
Bundesweit sind seit den 50er Jahren der Lebensraum Streuobstwiesen um 85 % zurückgegangen und ist heute nur noch ca 300.000 – 400.000 ha groß. Nach einer Analyse durch den NABU Schleswig-Holstein, sind unsere Bestände zu 80 % in einem schlechten Zustand, überaltert, falsche Bepflanzung, schlecht gepflegt.
Um diesen wichtigen Lebensraum für die Natur zu erhalten, zu intensivieren und zu erneuern und dies besonders vor dem Hintergrund des Insektensterbens, hat der NABU Schleswig-Holstein in Kooperation ab Herbst 2018 1400 alte, regionale und teils vom Aussterben bedrohte Obstbäume als ökologisch wertvollere Hochstämme gepflanzt, einheimische Wildblumenwiesen gesät und Insektenhotels und Spezial Nistkästen für charakteristische Vogelarten aufgestellt.
Auch die Bundesregierung hat die besondere Bedeutung der Streuobstwiesen erkannt. Sie hat sowohl 2007 in ihrer nationalen Biodiversitätsstrategie, als auch 2020 in ihren Naturschutzzielen, die Erweiterung der Bestände der Streuobstwiesen um 10% als wichtiges Ziel formuliert.
Zum Nachlesen:
www.bund-sh.de /streuobstwiesen